"Vogelschiff"

Das "Vogelschiff" wurde in London während des Krieges von Ernst Schwitters fotografiert; die Optik seiner Leica war bekannt (50mm); 4 gute Fotos standen zur Verfügung.

Fotos der Rekonstruktion

Ernst Schwitters beschrieb die Einrichtung der Küche, in welcher die Skulptur fotografiert wurde, genau;

Das "Vogelschiff" stand auf einem Schemel mit einem metallisierten Karton darauf;
für die Aufnahmen drehte Ernst Schwitters die Skulptur jeweils um ca. 90°; und stemmte sich mit seinem Kopf gegen ein Küchenmöbel an der Wand;
darum sind die Aufnahmeverhältnisse für drei der vier Aufnahmen identisch; bei der vierten hielt er die Kamera 3 cm tiefer...(warum?

Die Vorausetzungen für eine genaue Rekonstruktion waren gegeben.
Der Rest war praktische Anwendung von darstellender Geometrie, und ihre räumliche Umsetzung...

Die Übertragung der zeichnerisch definierten Punkte in den Raum geschah mit einer Art "Käfig", einem Eisengestell mit Schlitten und Stangen, die es ermöglichten, an jeden Punkt der Skulptur nach Massgabe seiner Raumkoordinaten (x,y,z) heranzufahren, millimetergenau.

Wie auch bei der MERZbau Rekonstruktion versuchte Peter Bissegger, die Arbeitsweise von Kurt Schwitters nach Möglichkeit nachzuvollziehen, zum Beispiel indem er in Gips getränkte Stoffe an Leisten hing, Kartons verbog oder einen Gummiball zusammendrückte und vergipste etc.

Die Masse der Rekonstruktion: 0.40m x 1.17m x 0.65m

Wie ging die Skulptur verloren ?

Das "Vogelschiff" und die "Liegende" stellte Kurt Schwitters beim Wegzug aus London in den Estrich des Hauses (es fand keinen Platz im "Reisegepäck").
Als er sie nach Kriegsende holen wollte, waren sie weg: der Hausbesitzer hatte sie weggeworfen:
"... er könne doch nicht jedermanns Gerümpel bis in alle Ewigkeit aufbewahren ..."

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